In Deutschland gibt es die kürzesten Wartezeiten der Welt für Termine bei Spezialisten. Wir sind längst bei der durchschnittlichen Wartezeit von einem Monat, wie vom Gesetz gefordert!
Das liegt nicht nur daran, dass deutsche Ärztinnen und Ärzte unter hohem Zeitdruck arbeiten (müssen).
Das liegt auch daran, dass es in Deutschland so viele Spezialisten gibt - weniger als 15% der deutschen Ärzte insgesamt bzw. weniger als 40% der Niedergelassenen sind Hausärzte.
Deutsche Ärzte arbeiten längst am Limit. (Sowohl bezüglich der Arbeitszeitdauer als auch der Geschwindigkeit). Mehr Arbeitszeit wird es nicht geben. Mehr Ärzte wird es auch nicht geben.
Wo soll die Zeit also herkommen?
=> Man kann die durchschnittliche Wartezeit nur verkürzen, wenn einige der weniger wichtigen Termine entfallen. (Das verschweigen Politiker)
=> Weniger wichtige Termine werden aber meist nicht von Hausärzten vereinbart, sondern als "Routinetermine" von den Spezialistenpraxen selbst vereinbart - an den Hausärzten vorbei und oft ohne
Bericht an den Hausarzt.
Eine begründete Überweisung von Hausärzten ist in der Regel dringlicher als die (meist viel zu häufigen) automatischen Routinekontrollen.
Vorsorgen oder Nachkontrollen sind keine Gründe für einen schnellen Termin - genausowenig wie der Wunsch nach einer nachträglichen Dringlichkeits-bescheinigung für seit Wochen vereinbarte Termine,
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Im gesetzlich vorgesehenen Terminservice besteht kein Anspruch auf Wunschtermine. Es werden lediglich die nächsten verfügbaren Termine mitgeteilt - dabei wird eine Anfahrzeit von 50-80min als
zumutbar angenommen.
Wichtiger ist noch: es erfolgt keine Beratung oder Berücksichtigung bezüglich der besonderen Qualifikationen von Spezialisten. Da es kein Anrecht auf bestimmte Wunschärzte gibt, wird hier die
Beratung der Hausärzte unterlaufen. Ein erfahrener Hausarzt weiss ja, welche umliegenden Spezialisten besondere Zusatzqualifikationen haben, welche eher forsch oder eher bedächtig sind, welche lieber
gleich operieren oder auch mal abwarten. Oder welche Kollegen auf ein großes Selbstzahler-Angebot setzen.
Die gesetzliche Vorgabe zum Terminservice alleine schafft keine zusätzlichen Spezialisten-Termine, keine kürzeren Wartezeiten und beansprucht im Wesentlichen hausärztliche Arbeitszeit für
Erklärungen und zusätzliche Bürokratie.
Weil Patienten möglicherweise mehr Doppeltermine buchen bzw. Termine nicht wahrnehmen, kann die Wartezeit in Zukunft sogar länger werden.
=> Damit ist "Terminservice" nicht nur sinnlos, sondern eine Behinderung eines (noch) gut funktionierenden Gesundheitswesens.
Nur ein Primärarztsystem und ausreichend hausärztlicher Nachwuchs können die Versorgung verbessern, zumal jeder Hausarzt vermutlich so viele Beratungsanlässe bearbeitet wie 2-3 Spezialisten.
Deswegen brauchen wir gerade bei Ärztemangel mehr gut ausgebildete Primärärzte.
Gezielte Überweisungen sind nur ein kleiner Teil des Aufgabenspektrums - schnelle, effektive und persönliche Versorgung ist die Kernaufgabe.