Zunächst einmal: niemand wartet gerne - schon gar nicht, wenn man leidet oder beunruhigt ist.
Um ihre Kundenfreundlichkeit zu beweisen, haben einige Krankenkassen schon seit Jahren versucht, für Ihre eigenen Versicherten besonders kurze Wartezeiten zu erreichen. Wenn die Zahl der Ärzte und Termine gleich bleibt, geht das natürlich zu Lasten der anderen Wartenden, die aus medizinischer Sicht ggf. dringender einen Termin benötigten.
Die regierungsbildenden Parteien haben im VSG (Versorgungsstärkungsgesetz) die Kassenärztlichen Vereinigungen zur Vermittlung von Terminen innerhalb von 4 Wochen bei medizinisch dringenden Überweisungen verpflichtet.
Weniger dringende Termine sollen innerhalb von 3 Monaten bei niedergelassenen Spezialisten angeboten werden.
Klappt das nicht, können Versicherte sich mit der Überweisung an Krankenhaus-Ambulanzen wenden - wenn diese noch freie Kapazitäten haben. Als Startzeitpunkt wurde Ende Januar 2016 festgelegt.
Zu dieser Frage gibt es eine Studie der Kassenärztlichen Vereinigung von 2014. Ergebnis: im Vergleich mit anderen Industrieländern hatte Deutschland 2013 bereits die kürzesten Wartezeiten für Spezialisten-Termine weltweit.
Die deutsche Ärzteschaft wehrt sich deswegen gegen die Terminservice-Garantie - weil man davon ausgeht, dass dadurch keine zusätzlichen Termine geschaffen werden, sondern im Gegenteil Arbeitszeit und Geld für die Umsetzung erforderlich sind.
In den nächsten Jahren wird die Zahl der Kranken zunehmen, aber die Zahl der niedergelassenen Ärzte deutlich abnehmen. Deswegen können Wartezeiten insgesamt nur verkürzt werden, ...
=> wenn die Zeit pro Arztbesuch noch weiter verkürzt wird (aber diese ist in Deutschland schon jetzt extrem kurz).
=> wenn es mehr Ärzte gäbe (die Aus- und Weiterbildung zum Facharzt brauchen allerdings mindestens 12 Jahre).
=> wenn (meist überflüssige) Zweit-, Dritt-, bzw. Folgetermine stark beschränkt werden.
=> wenn sich Spezialisten mehr auf kassengängige Leistungen konzentrieren statt auf Privatpatienten oder fragwürdige IGeL (Individuelle Gesundheitsleistungen).
=> wenn Patienten lernen, sich besser selber zu helfen
=> wenn die meisten Krankheiten auf der hausärztlichen Versorgungsebene abschließend behandelt werden können.
Fazit: weniger Wartezeit nur bei weniger Patienten bzw. gezielter Versorgung.
Die Informationen auf dieser Website sollen dabei unterstützen. Z.B. mit Hinweisen auf geeignete werbefreie Patienteninformationen und Informationen darüber, wofür in der Regel eben KEINE Überweisung erforderlich ist.
Einige Krankenkassen bieten sowohl Hausärzten wie Spezialisten Geld (z.B. 8 EURO) für die schnellere Vermittlung von Terminen für ihre eigenen Kunden an.
Das ist einerseits sinnvoll, weil der zusätzliche Terminservice für die Praxen Aufwand bedeutet, also Zeit und Geld kostet. Andererseits werden damit keine zusätzlichen Termine geschaffen, sondern nur einige bevorzugt.
Wenn man also wirklich schnellere Termine für alle will, muss man das System ändern.